Pferde sind ausgezeichnete Lehrmeister. Das habe ich nicht nur während meiner Ausbildung erfahren, wo extra ein Seminar zu diesem Thema angeboten wurde, sondern auch schon vorher.
Eine besondere Fähigkeit von Pferden liegt darin, dass sie in Bruchteilen von Sekunden auf eine Situation reagieren können. Da kommt sich ein Mensch zuweilen wie eine Schnecke vor. Diese Fähigkeit liegt darin begründet, dass ein Pferd ein Herdentier und ein Fluchttier ist. Eine schnelle Reaktion und schnelle Aktion ist also überlebenswichtig. Auch unsere Reitpferde sind heute noch genauso ‘programmiert’ wie jedes Wildpferd.
Nun zu meiner Geschichte. Für mich Spätreitentwicklerin ist Reiten nur ein Urlaubsvergnügen, deshalb aber auch immer etwas ganz besonderes. Etwa eineinhalb Jahre nach meinem Intensivreittraining in Polen ritt ich wiedereinmal durch die Wüste Ägyptens.
Begleitet von einem Ortskundigen sah ich nicht nur zum ersten Mal eine Fata Morgana, sondern auch hohe Hügel auf mich zukommen. Erst war ich noch begeistert. Dann waren wir mitten in den Hügeln. Bergauf war noch alles gut.
Aber dann. Der Weg wendete sich und ich sehe weit in die Ebene direkt vor mir. Der Pferdekopf war gefühlt auf dem Erdboden verschwunden. Während mir äußerlich nichts anzumerken war, fühlte ich innerlich nur Panik. Das Vertrauen in das Pferd hatte gar keine Chance, denn ich hatte das Vertrauen in mich total verloren. Ich wußte einfach nicht, wie man einen sandigen steilen Hügel hinabreitet.
Ergebnis: Das Pferd blieb stehen. Und es blieb stehen. Hatte es sich vorher superleicht führen lassen, reagierte es jetzt auf gar keine ‘Hilfen’ mehr. Mir blieb nur noch abzusteigen und meinem Führer für einige Meter mein Pferd zu überlassen.
Was war passiert? Während Pferd und Reiter (nämlich ich) vorher ein ganz passables Team abgegeben hatten, reagierte das Pferd jetzt auch auf meine Angst, und zwar blitzschnell. Hätte ich meine Angst überwunden, wären wir sicher ohne Probleme weitergeritten. Da bin ich mir sicher, denn Jahre später auf einem Geländeritt ganz woanders habe ich ganz andere Berge und Täler ganz locker durchritten.
Wichtig ist auch, dass es hier um meine Angst ging, denn ich bin sicher, dass mein Reittier die Gegend genau kannte, und es normalerweise kein Problem gesehen hätte, sondern weitergegangen wäre. Da ich aber so angstvoll reagiert hatte und nur noch “Stopp!!!!” und “HILFE!!!!” gedacht hatte, musste es da wohl etwas geben, das gefährlich war. Also blieb mein Pferd stehen.
Ich lernte daraus und es blieb nicht nur bei dieser einen spannenden Begegnung. Doch davon ein anderes mal.
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