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AutorenbildSyelle Beutnagel

Maikäfer

Sie sind selten geworden. Was früher eine Plage sein und viel Schaden anrichten konnte, ist heute eher selten zu sehen, der Maikäfer.

Obwohl es, Berichten zufolge, immer noch etwa alle zehn Jahre zu einem Massenvorkommen des Käfers kommen kann, habe ich schon seit über zehn Jahren keinen einzigen mehr gesehen ( vielleicht kann man so den vielen Wildschweinen, die den Egerlingen den gar aus machen, doch etwas positives abgewinnen???)

Oh je, da hat sich schon wieder schwarzer Humor eingeschlichen. Jedenfalls freute ich mich zunächst sehr, als ich einen einzelnen Maikäfer auf meinen Weg sah. Ich hob ihn auf, um ihn genauer zu betrachten und nach einer Geschichte zu fragen.

Und wie immer staunte ich, wie viel Kraft doch in so einem Käfer steckt. Die Beine können sich ganz schon fest an der Hand festklammern. Aber nicht alle Beine fühlte ich diesmal und ich bekam auch keine Antwort. Ich versuchte in das Gesicht zu schauen. Es sah so leer aus. Ich hielt meine Hand über ihn, aber in dem Moment ging ein leichter Ruck durch seinen Körper und er starb. Auf einmal war der kleine Körper leer, er fiel von meiner Hand. Dieser Augenblick des Todes berührt mich immer wieder zutiefst.

In einer anderen bewegenden Geschichte war es meine Aufgabe während meines Fortbildungskurses zur Tierkommunikation bei einem Kater einen Bodyscan durchzuführen. Nun lohnt sich eine solche Übungsaufgabe nicht bei einem ganz gesunden Tier.

Ich ging an meine Aufgabe. Und natürlich gehören Respekt und Erlaubnis dazu. Der Kater war nun nicht mehr sehr gesund und schon recht alt. Während ich mich voll auf meine Aufgabe konzentrierte, bekam ich regelmäßig die Frage zum Tod. Pflichtbewusst wie ich meinte sein zu müssen, versuchte ich die Antwort zu vermeiden, um meine Aufgabe erfüllen zu können. Nach einigem Hin und Her ging es dann. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass der Kater gestorben war. Ich war vollkommen ergriffen.

Das war ich auch, als ich vor ungefähr zehn Jahren in einem vollgestopften Bus fuhr und mir eine junge Frau mit einer gepolsterten Tasche auf dem Schoß auffiel. Mit ihrer besorgten Miene war es leicht zu erkennen, dass sie auf dem Weg zum Tierarzt war. Mit einem mal löst sich eine Spannung auf. Ich fühlte es ganz genau und sah es beinahe. Zeitgleich begann die junge Frau zu weinen. Der Tierarzt war nun nicht mehr notwendig.

Tiere haben sicher nicht so viel Angst vor dem Tod wie sehr viele Menschen, aber es ist ihnen nicht gleichgültig und sie sind nicht gerne allein dabei. Wie im Leben schätzen Tiere Gemeinschaft auch im Tod. Dabei spielt nicht unbedingt die räumliche Entfernung eine Rolle, denn Zwergkaninchen zum Beispiel ziehen sich wie bei Krankheit auch beim Sterben in eine ruhige Ecke zurück. Sie sterben ganz friedlich und leicht, wenn sie sich in ihrer Gruppe geborgen fühlen.

Wir Menschen gehen mit unseren Haustieren, wenn sie Glück haben, sehr freundlich um. Aber was ist mit den vielen Nutztieren, die, die im Leben schon kaum Platz, sich zu bewegen, hatten, eben nur soviel, wie zur Fleischproduktion notwendig ist, was ist mit ihren gewaltsamen Tod?

Dieser Stress setzt Hormone frei. Stresshormone. Wie fühlst du dich, wenn du nur vom Alltag gestresst bist? Stresshormone verbleiben nach der Schlachtung im Körper. Du und ich essen sie mit. Und eine Schlachtung in der Massentierhaltung hat nichts mit einer früheren Hausschlachtung zu tun.

Ich finde es bedenklich, wie gedankenlos wir mit Tieren, Haus- und Nutztieren, umgehen. Aber letzten Endes schaden wir uns damit nur selbst. Ich wünsche uns allen ein Umdenken.

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