Zugegeben: Leben kann ich von meinen Erträgen (noch) nicht, aber ich habe eine Menge gelernt. Und es macht einen Unterschied. Blattgrün aus der Erde oder aus dem Supermarkt.
Manchmal hatte ich aber auch einfach Pech mit dem Wetter, so hat es neulich wenige Stunden nach dem Auspflanzen der Salatpflänzchen so heftig geregnet, dass die meisten Pflanzen dabei kaputt gegangen sind. Doch vieles ist einfach Neuland für mich.
Über viele Monate konnte ich meine Gartenkresse auf der Fensterbank genießen, dann wurde es heiß und ich habe zu lange das Gießen falsch gemacht.
Meine Pfefferminze hat Fuß gefasst.
Meine selbstgezogenen Tomaten sind zwar alle kräftig, aber es war zu lange zu kalt. Die gekauften Pflanzen sind prächtig und erste Früchte sind zu erkennen.
Meine selbstgezogenen Gurken sind wie der Salat in den Garten gewandert. Da ist abwarten gefragt. Die gekaufte Zucchini-Pflanze berappelt sich trotz Hagel und Starkregen immer wieder.
Mein selbst ausgesäter Rucola ist zwar nicht üppig aber sehr lecker. Er steht auf dem Balkon in Gesellschaft mit einem chinesischen Blattgemüse (gekaufte Pflanzen). Meine Freude bei jedem Essen.
Meine beiden Erdbeerpflanzen stehen in einem großen Topf auf dem Balkon und gedeihen gut. Nach der Blüte haben sie schön angesetzt und die Sonne zaubert erste Farbe an die Früchte. Ich freue mich.
Nachdem es endlich warm geworden ist, ist die Zitronenmelissen aufgelaufen. Sie gedeiht, und ich bin voll positiver Hoffnung.
Bei der Wärme ist auch nach einer Ewigkeit etwas Sellerie aufgegangen. Es wird wohl zu spät sein. Aber solange ich noch etwas lernen kann, freue ich mich jeden Tag an ihm.
Insgesamt muss ich sagen, dass mir das Frische aus meinen Beeten, selbst der gesteckte Knoblauch, besser schmeckt als der Salat aus dem Supermarkt. Aber meine Erträge sind einfach zu klein. Dennoch geht es mir mit Gemüse viel besser als mit Fleisch. Das habe ich während meiner vierzehn Tage im Restaurant wieder gemerkt, wo die Pausen für richtiges Essen viel zu kurz waren.
Und trotzdem überkommt mich immer mal wieder eine Phase, in der ich etwas Wurst oder Fleisch mag. Das verstehe ich nicht.
Für meinen Hund und mich besteht dieser Konflikt schon viel länger. Einen guten Kompromiss habe ich noch nicht wirklich gefunden. Zum Beispiel: Ich wollte ihr ein kleines Geschenk machen. Im Angebot gab es Hühnerherzen. Sie waren so billig. Ich dachte, für meinen Hund. Aber dann sah ich diese Bilder von den Hühnern vor meinen Augen. Ich fand etwas anderes. Aber wohl fühlte ich mich nur zur Hälfte. Nein, leicht ist zur Zeit gar nichts. Aber dann sehe ich die Liebe in den Augen meiner Hündin, rieche den Duft von frisch gemähten Heu und freue mich über den Augenblick. Irgendwann wird es leichter.
Text: Syelle Beutnagel
Foto: Dimitry Zub (pexels)
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