I
Wenn die Schatten hinter dich fallen,
Und die Mondstrahlen dich erwärmen.
Wenn die Lachse ihr Ziel erreichen,
Und der Sommer Sommer ist.
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Der Winter kommt, wenn er kommt,
Und er geht, wenn der Frühling sich meldet.
Wenn Lachen wieder hell erklingt,
Und Weinen dich befreit.
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Wenn Musik wieder leicht und fröhlich klingt,
Und Verdi wieder versöhnlich wird.
Wenn im Herbst die Blätter fallen,
Der Sommer nicht vertrocknend wirkt,
Tötet wie ein heißer Winter.
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Wenn Liebe wieder Liebe ist.
Kontrolle fortgegangen ist.
Ein Haus ein Haus zum Leben ist.
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Wenn Glück sich nicht verstecken muss,
Und Not gemeinsam überstanden wird.
Wenn Einzelkämpfer zueinander finden,
Und Freud und Leid ertragen.
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Wenn Herz zum Herzen sich nur wieder findet,
Und Lieb zur Lieb…
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Dann wird ganz die Welt erst wieder sein,
Und Gebrochenes geflickt.
Und Glück wird Balsam darauf legen,
Und Heilung lässt nur winz’ge Stiche hier zurück.
Herbst 2010
II
Wie eine Schwalbe flieg ich von Ort zu Ort,
Im Sommer hier, im Winter dort.
Im Sonnenschein den Wolken nah,
In Gewitterschwüle dem Boden zu.
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Wie eine Eule wach ich nachts,
Und suche nach Nahrung hier und da.
Den Tag verdämmer’ ich,
Zu laut, zu hell das Licht.
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Wie ein Rabe hasst man mich,
Und doch bewache ich
Den Ort zu deinem Wohle.
Wie recht, wer Raben hasst!
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Wie eine Nachtigall im Nebelhaine
Erklingt mein Lied im Ungehörten.
Am Tag verbirgt mein graues Kleid
Die hohe Kunst der Nacht.
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Wie ein Spatz schimpf ich so vor mich hin,
Sudele im Staub mich mit Genossen.
Den Nachbarn ärgerts sehr,
Doch wir reißen uns’re Possen.
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Wie eine von zwei Tauben
Klag ich mein Leid,
Wenn das Schicksal uns entzweit.
Eine Nacht ertrag ich Einsamkeit.
Dann stirbt mein Lied;
Stirbt auch mein Leid.
Herbst 2010
III
Auf die Nacht folgt der Morgen
Nichtsahnend, leise schleicht der Tod ins Zimmer.
Und nichts ist unausweichlicher und brutaler.
Eben noch normales Glück. Zufriedenheit.
Wie es eben ist. In der nächsten Minute
Erkennst du: Falsch!
Der Tod ist ins Zimmer gekommen.
Viel zu früh aber unausweichlich.
Du schweigst und hoffst und betest,
Er verschone dich!
Doch das verlängert nur das Leiden.
Und dann ist der Moment da.
Du siehst es im blitzenden Licht der Augen.
Du spürst den Strahl bis ins Herz.
Alles zu spät. Alles unausweichlich.
Vorbei, ich kämpfe nicht mehr. Ich weiß,
Ich würde verlieren. Da ist nur noch Staunen.
Der Tod ist da, die Luft ist weg.
Sie wird nicht wieder kommen.
Ich ergebe mich.
Das Licht, das kenne ich.
Ein guter Bekannter aus früheren Tagen.
Ich fürchte mich nicht.
Jetzt ist es vorbei…
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Und dann: Der Griff lockert sich.
Luft! Ich lebe.
Die Angst
Wird immer bleiben.
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