Ferienbeginn. Zeit für eine Geschichte. Zeit für Erinnerungen. Zeit für die ganz große Hundeliebe.
Wenn ich von Hundeliebe spreche, dann von der Liebe, die ein Hund für seinen Menschen empfinden kann. Denn was ein Mensch auch tut, an die unendliche Liebe eines Hundes wird es nie heranreichen. Und so bleiben wir Menschen immer unreife Kinder der Liebe. Einige Szenen will ich in der folgenden Geschichte erzählen.
Mein zweiter Hund, (Sir) Henry hing an mir wie ich an ihm. Das war von der ersten Stunde an so. Wie ich an anderer Stelle schon erzählt habe, war das Kennenlernen an sich Überzeugungsarbeit seitens von Henry. Wir verbrachten viele Jahre miteinander, liebten Spaziergänge, gemeinsames Nichtstun und Wasser.
Am Wasser überraschte er mich auch einmal mehr als eindringlich. Ich habe gelernt, mich beim Schwimmen ohne Brille zu orientieren. Richtig sehen kann ich aber nicht. So dachte ich auch nicht weiter darüber nach, als ich nach einem Spaziergang mit meinem Hund rund um den Baggersee mit einer Steilwand an einer Stelle von etwa zehn Metern, einfach ins Wasser flüchtete. Mein Hund kam mir hinterher. Aber nicht schnell genug. Er sah mich nicht mehr. Und ich konnte ihn auch nicht mehr sehen. Und da rannte er am vorher entlang gewanderten Ufer entlang zum höchsten Punkt, zur Steilwand, und sprang hinab. Kurz darauf schwamm er neben mir mit einer leichten Verletzung an der Pfote.
In einem anderen Jahr, etwa ein halbes Jahr nachdem ich mich zur Tierheilpraktiker-Ausbildung angemeldet hatte, grassierte die Schweinegrippe. Ich weiß noch wie im Unterricht darüber Spott herrschte. Und dann saß eine schniefende Schülerin in meiner Nachhilfegruppe neben mir…
Mein Hund wich nicht einen Augenblick von meiner Seite. Die Nacht war schlaflos, grauenvoll. Ich hatte einen Müllbeutel für die Taschentücher neben das Bett gelegt. Der war am Morgen voll. Blöderweise war Wochenende und eine Hauptprobe im Theater stand kurz bevor. Ich musste also aufstehen, ich musste gesund werden. Fiebrig schleppte ich mich ins Bad. Grad eben lieber nicht in den Spiegel geschaut, gehe ich zurück und will mich anziehen, und da: Der Müllbeutel aufgerissen, die Ekel-Taschentücher zerfetzt, mein Hund schwanzwedelnd im Bett!!! Katastrophe. Bei mir hatte die Inkubationszeit alle Rekorde geschlagen, und mein Hund??? Und jetzt? Warum ist man in den dramatischen Momenten im Leben immer allein??
Ich kann nur sagen für die Premiere fand ich eine Lösung, denn dass eine Premiere nicht läuft, das gibt es nicht!
Mein Hund. Die ‘Inkubationszeit’ war sensationell. Nun durchwachte ich die Nacht bei ihm. In den wenigen Stunden meiner bis dahin kurzen Ausbildung hatte ich noch nicht allzu viel gelernt, aber meine Bücher hatte ich schon. Bücher und Verzweiflung lassen einen schnell lernen. (Zur Erinnerung, es war mittlerweile tiefstes Wochenende.) Ich begab mich in der noch nicht ausgestatteten Wohnung nach brauchbaren, wurde auch hier und da fündig. Das Ergebnis erstaunte mich selbst: Als ich endlich mit einem Auto zum Tierarzt konnte, war dieser nicht mehr wirklich nötig. Diese nächtliche Auseinandersetzung mit den Büchern hatte Früchte getragen. Aber ich bin froh, dass diese Geschichte nun wirklich schon eine seeeehhhhhhrrr alte Geschichte ist.
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