Da regt man sich gegebenenfalls über fragwürdige Doktortitel auf und ahnt nicht, wieviel Ghostwriting es wirklich gibt.
Zu meiner Studienzeit vor zwanzig Jahren wäre ich nie auf die Idee gekommen, einen Ghostwriter zu beauftragen. Doch spätestens seit der Pandemie boomt das Geschäft. Die Nachfrage ist groß. Ebenso das Durcheinander. Die Abwicklung läuft oft chaotisch ab.
Gestoßen bin ich auf eine solche Agentur in einer Texterbörse. Solche Jobbörsen und-portale gibt es verschiedentlich und habe ihre Vorteile.
Nach der Kontaktaufnahme sollte ich einen vergüteten kurzen Probetext schreiben. Der wurde auch abgenommen und bezahlt. Das stimmte mich zuversichtlich. Ein großer Irrtum, wie sich herausstellen sollte.
Natürlich läuft alles anonym ab, um die Studenten zu schützen. Aber wer 'schützt' eigentlich die Ghostwriter? Sie sind namendlich bekannt, zumindest den Vermittlern, da man monatlich eine Rechnung stellen soll. Das fand ich sympathisch.
Man bekommt dann Aufträge. Die Arbeit ist anspruchsvoll. Oft geht es darum, dass die Zeit knapp geworden ist. Das bekommt dann auch der Ghostwriter zu spüren. Dass dieser ein eigenes Leben hat, vergessen dabei die Studenten oftmals. Die E-Mails werden einfach nur weitergeleitet, um die Anonymität zu sichern. Eine echte Hilfe von der Agentur gibt es nicht. Bei einer anderen Agentur, die bei mir angefragt hatte, bekam ich nicht einmal eine Antwort. Geschweige denn, dass jemand erreichbar gewesen wäre.
Die E-Mails werden also nur umgeleitet, man spricht also anonymisiert direkt mit dem Studenten. Das kann böse enden, denn Probleme lassen sich so nie lösen. Entweder man ist sehr kreativ und eigenständig, sehr gut in der Recherche oder man hat eben Pech. Man weiß ja nicht, wen man vor sich hat.
Aber das war zwar manchmal unangenehm aber nicht das übelste. Das eigentliche Problem war die Zahlungsabwicklung. Mir war zwar aufgefallen, dass über ein Zahlungsanbieter bei der Probearbeit überwiesen worden war, aber da gibt es ja auch gute. Ich hatte mich zunächst für die Banküberweisung entschieden, und wollte später auf Paypal wechseln. Das war ein Fehler, denn so konnte ich nicht zeitnah überprüfen, ob meine Rechnungen tatsächlich überwiesen worden waren. Versprochen und bedankt wurde sich ja viel. Mein Arbeitspensum ließ mich tatsächlich erst verspätet nachhaken.
Und da wurde es offensichtlich. Da war verändert worden ohne Ende, ein absolutes Chaos. Ohne meine Buchführung hätte ich meine eigene Arbeit nicht wiedererkannt. Vor allen Dingen war nur eine Rechnung überwiesen worden, der Rest war ein Umhergeschiebe von wenigen Euro hin und her. Viel Arbeit für nichts. Freundlich schickte ich noch einmal alle Rechnungen als E-Mail-Anhang. Nichts geschah. Ich bedauerte meine weitere Zusammenarbeit, da ich nicht für umsonst arbeiten könne. Nichts geschah.
Mein Fazit: Ghostwriting macht in vielen Bereich Sinn. Für Studenten habe ich ein gewisses Verständnis, wenn Bibliotheken und Unis geschlossen sind, bzw. Homeoffice in practice ist, oder man sich in der Zeit verschätzt hat. Generell sollte man sich aber vielleicht doch überlegen, was man da eigentlich tut. Und auch einmal an das andere Ende denken. Denn erstens sind das auch Menschen, auch wenn man sie nicht kennt, und zweitens macht sich dort ein Sumpf aus Abzocke breit.
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