top of page
AutorenbildSyelle Beutnagel

Die vier Elemente – 32 Tankas

Ein Wort zuvor: Ein Tanka ist eine japanische Gedichtform. Ähnlich wie das Haiku handelt es sich um ein Kurzgedicht, dessen Zeilen durch die genaue Silbenzahl festgelegt ist.

Luft

Der Regenbogen,

Von einem zum anderen

Pol hingezogen.

Dazwischen liegen Hoffen

Und Glauben ganz offen.

________

Hitziges Flimmern

Im gleißenden Sommerlicht.

Die Straße simmert.

Ist’s nun Erstarren im Zenit,

Ist’s klirrende Luft, die flieht?

_______

Dunkle Nachtwolken,

Die ziehen, als wenn zügig

Sie fliehen wollten.

Allein der Wind sie aufhält,

Bis dass der Blitz sie erhellt.

_______

Der Sonnenbogen

Umspannt von Ost nach West

Die Welt, wohl gewogen.

Erhellt von früh bis spät die Not,

Doch rückt auch manches in Lot.

_________

Klare Gedanken

Wie klare Luft bringen dich

Niemals zum Wanken.

Drum steige nie zu hoch, nie

Zu tief, beste Luft nie flieh.

______

Willst du erkunden

Die klar und dünnere Höh’,

Hab gute Lungen,

Du wirst den Mangel nicht spüren,

Das Licht aber dich führen.

________

Ein heftiger Sturm

Durchwirbelt mir Herz und Lung’

Wie ein Höllenwurm.

Ich wünscht’, es wäre nur Wind,

Dann wär’s ein himmlisches Kind.

_________ Ach, hoher Himmel,

Seufzer durchdringen dich oft.

Zetergewimmel.

Wären sie blau wie dein Licht,

Ach, man säh die Wolken nicht.

__________

Erde

Weihnacht

Ein rot-goldener

Apfel in den Baum gehängt,

Vom Kerzenlicht hell

Erscheint als Wunsch und Gabe

Zugleich in Schnee und Kälte.

________

Magie der Bäume:

Der Erde fest verwurzelt wie

Ach, Menschenträume.

Und doch strebt alles aufwärts

Wie Frühlingsherzen im März.

___________

Mineralien

Der Welt seltsame Wesen:

Weiße Lilien,

Kostbar und rein, die einen,

Andre wert im Geheimen.

_________

Schroffe Bergeshöh’n,

Ihr Anblick im Abendlicht:

Einfach wunderschön.

Am Tagesende sich zeigt,

War’s genutzt, vertane Zeit?

________

Korngelb gefärbtes

Feld am Anfang des August.

Malzgegärtes.

Beides Gaben der Ceres,

Beides, damit du lebest.

_________

Des Bauern Acker

Wie das Jahr, so auch der Mensch.

Zu Beginn wacker,

Zum Herbst hin sieht man die Frucht,

Im Winter Ruh und Sehnsucht.

_________

Wassermelonen

Im grauen Winterhalbjahr,

Das muss sich lohnen!

Das frische Grün drum herum.

Innenrot kommt auch nicht um.

__________

Die Vitamine

In Gewächshaustomaten,

Das es mit diene!

Plastikschalenoverall.

Vitamine sind egal.

__________

Wasser

Unendlich weiter

Ozean, den Gedanken

Ein Wegbereiter.

Einem Welle um Welle,

Andern ewige Quelle.

_______

Es mühselig rinnt

Das Flusswasser im Winter

Unterm Eis geschwind.

Doch jeder flotte Tropfen

Legt den Fluss aufwärts offen.

________

Die Fenstersterne

Aus weißen Glitzerfäden,

So wär’n wir gerne:

Ach, so reichlich elegant.

Doch im Sommer nicht mal Tand!

________

Des Herbstes Stürme

Gewaltig klarer Lichtblitz

Uns Menschgewürm:

Alles pressen wir in Form.

Die Natur hat keine Norm.

_________

Der erste Schnee fiel,

Der wie Puderzucker schien.

Es schneite noch viel,

und der sommerklare Teich

Verschwand im Schneekleid noch gleich.

_________

Die Sommerhitze,

Es glühte alles im Lichte,

Als wenn’s nur schwitze,

Die Erde gibt nichts mehr,

Nur Regen, Regen muss her.

_______

Der Delphin im Meer,

Wie die Welle in Wellen

Gleitet er umher.

Doch leitet der Mond das Meer,

Der Delphin irrt so umher.

_______

Talsperrenenge.

Mauern begrenzen Natur.

Überfluss in Menge.

Doch danach dürstet die Flur.

Im Haus glänzt die Politur.

_________

Feuer

Die Wintertage

Verschmelzen im Kerzenlicht.

Drum immer trage

Ein kleines Licht im Herzen,

Und trübes schmilzt wie Kerzen

____________

I

Begehrtes Feuer,

Das brachte Prometheus uns.

Und ungeheuer,

Wie der Sonne täglich Schein,

Ward’s ihm nun tägliche Pein.

_____________

II

Denn Zeus befürchtet,

Den Menschen göttermächtig

Und nicht ehrfürchtig.

Allein der Mensch, der dankt sehr,

Und flucht auch wie bisher.

__________

I

Und Vulkans Gaben,

Die Machten aus Mitmenschen,

Die sie mal waren,

Das ehern und hart Geschlecht.

Um den Frieden stand’s nun schlecht.

_________

II

Denn Gaben muss man

Ausnützen, Gutes wie

Auch Übles wird man

Überall im Leben finden.

Du üb, Schlechtes zu binden.

_________

Weiße Lilien,

Geschmiedet aus Silberblech,

Grüne Pinien

Ertönen im Wind.

Dumpf und hell die Töne sind.

_________

Gewalt allein nur

Lässt ein Streichhölzchen brennen.

Gewalt ist’s nur,

Die Licht dir scheinen Lässt.

Und Licht verbrennt, zu lang du’s fässt.

____I

2 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page