Ein Wort zuvor: Ein Tanka ist eine japanische Gedichtform. Ähnlich wie das Haiku handelt es sich um ein Kurzgedicht, dessen Zeilen durch die genaue Silbenzahl festgelegt ist.
Luft
Der Regenbogen,
Von einem zum anderen
Pol hingezogen.
Dazwischen liegen Hoffen
Und Glauben ganz offen.
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Hitziges Flimmern
Im gleißenden Sommerlicht.
Die Straße simmert.
Ist’s nun Erstarren im Zenit,
Ist’s klirrende Luft, die flieht?
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Dunkle Nachtwolken,
Die ziehen, als wenn zügig
Sie fliehen wollten.
Allein der Wind sie aufhält,
Bis dass der Blitz sie erhellt.
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Der Sonnenbogen
Umspannt von Ost nach West
Die Welt, wohl gewogen.
Erhellt von früh bis spät die Not,
Doch rückt auch manches in Lot.
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Klare Gedanken
Wie klare Luft bringen dich
Niemals zum Wanken.
Drum steige nie zu hoch, nie
Zu tief, beste Luft nie flieh.
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Willst du erkunden
Die klar und dünnere Höh’,
Hab gute Lungen,
Du wirst den Mangel nicht spüren,
Das Licht aber dich führen.
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Ein heftiger Sturm
Durchwirbelt mir Herz und Lung’
Wie ein Höllenwurm.
Ich wünscht’, es wäre nur Wind,
Dann wär’s ein himmlisches Kind.
_________ Ach, hoher Himmel,
Seufzer durchdringen dich oft.
Zetergewimmel.
Wären sie blau wie dein Licht,
Ach, man säh die Wolken nicht.
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Erde
Weihnacht
Ein rot-goldener
Apfel in den Baum gehängt,
Vom Kerzenlicht hell
Erscheint als Wunsch und Gabe
Zugleich in Schnee und Kälte.
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Magie der Bäume:
Der Erde fest verwurzelt wie
Ach, Menschenträume.
Und doch strebt alles aufwärts
Wie Frühlingsherzen im März.
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Mineralien
Der Welt seltsame Wesen:
Weiße Lilien,
Kostbar und rein, die einen,
Andre wert im Geheimen.
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Schroffe Bergeshöh’n,
Ihr Anblick im Abendlicht:
Einfach wunderschön.
Am Tagesende sich zeigt,
War’s genutzt, vertane Zeit?
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Korngelb gefärbtes
Feld am Anfang des August.
Malzgegärtes.
Beides Gaben der Ceres,
Beides, damit du lebest.
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Des Bauern Acker
Wie das Jahr, so auch der Mensch.
Zu Beginn wacker,
Zum Herbst hin sieht man die Frucht,
Im Winter Ruh und Sehnsucht.
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Wassermelonen
Im grauen Winterhalbjahr,
Das muss sich lohnen!
Das frische Grün drum herum.
Innenrot kommt auch nicht um.
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Die Vitamine
In Gewächshaustomaten,
Das es mit diene!
Plastikschalenoverall.
Vitamine sind egal.
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Wasser
Unendlich weiter
Ozean, den Gedanken
Ein Wegbereiter.
Einem Welle um Welle,
Andern ewige Quelle.
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Es mühselig rinnt
Das Flusswasser im Winter
Unterm Eis geschwind.
Doch jeder flotte Tropfen
Legt den Fluss aufwärts offen.
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Die Fenstersterne
Aus weißen Glitzerfäden,
So wär’n wir gerne:
Ach, so reichlich elegant.
Doch im Sommer nicht mal Tand!
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Des Herbstes Stürme
Gewaltig klarer Lichtblitz
Uns Menschgewürm:
Alles pressen wir in Form.
Die Natur hat keine Norm.
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Der erste Schnee fiel,
Der wie Puderzucker schien.
Es schneite noch viel,
und der sommerklare Teich
Verschwand im Schneekleid noch gleich.
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Die Sommerhitze,
Es glühte alles im Lichte,
Als wenn’s nur schwitze,
Die Erde gibt nichts mehr,
Nur Regen, Regen muss her.
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Der Delphin im Meer,
Wie die Welle in Wellen
Gleitet er umher.
Doch leitet der Mond das Meer,
Der Delphin irrt so umher.
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Talsperrenenge.
Mauern begrenzen Natur.
Überfluss in Menge.
Doch danach dürstet die Flur.
Im Haus glänzt die Politur.
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Feuer
Die Wintertage
Verschmelzen im Kerzenlicht.
Drum immer trage
Ein kleines Licht im Herzen,
Und trübes schmilzt wie Kerzen
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I
Begehrtes Feuer,
Das brachte Prometheus uns.
Und ungeheuer,
Wie der Sonne täglich Schein,
Ward’s ihm nun tägliche Pein.
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II
Denn Zeus befürchtet,
Den Menschen göttermächtig
Und nicht ehrfürchtig.
Allein der Mensch, der dankt sehr,
Und flucht auch wie bisher.
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I
Und Vulkans Gaben,
Die Machten aus Mitmenschen,
Die sie mal waren,
Das ehern und hart Geschlecht.
Um den Frieden stand’s nun schlecht.
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II
Denn Gaben muss man
Ausnützen, Gutes wie
Auch Übles wird man
Überall im Leben finden.
Du üb, Schlechtes zu binden.
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Weiße Lilien,
Geschmiedet aus Silberblech,
Grüne Pinien
Ertönen im Wind.
Dumpf und hell die Töne sind.
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Gewalt allein nur
Lässt ein Streichhölzchen brennen.
Gewalt ist’s nur,
Die Licht dir scheinen Lässt.
Und Licht verbrennt, zu lang du’s fässt.
____I
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