Noch mal in Gedanken in Urlaubsgefühlen schwelgen – das funktioniert auch an verregneten normalen Sommerwochentagen. Los geht’s.
Da hatte ich einmal das Glück, auf Sardinien zu arbeiten. Ich fiel zwar jeden Abend todmüde in den Schlafsack, es hatte aber trotzdem was von Urlaub. Aber ein halber Tag war frei, und den nutzte ich für einen langen Ausritt in der Gruppe.
Jeder bekam sein Pferd zugeteilt. Ich bekam ein sehr ruhiges und erfahrenes. Anfangs war ich etwas enttäuscht darüber, war ich doch die leichtfüßigen Araber in Ägypten gewohnt. Allerdings lagen leider ein paar wenige Jahre dazwischen.
Zunächst sortierten wir uns an Wegen und Straßen entlang, und es erinnerte mich missmutig an einen einstigen Wanderritt-Ausflug, der lang, anstrengend, etwas eintönig und schmerzhaft für gewisse Körperteile gewesen war.
Doch das änderte sich. Wir kamen an eine kleine Bucht. Links und rechts Berge, die Hufe umspülten fast die Wellen des Meeres. Jetzt fehlte nur noch die Weite der Wüste Ägyptens und ein prächtiger Galopp hindurch.
Stattdessen schraubten wir uns an der Küste einen Berg zum nächsten schönen Aussichtspunkt hoch. Herrlich: Sommer, Sonne, Meer, vier Hufe unter einem.
Aber weiter ging es bergan. Und so ist Sardinien: Wenn es bergauf geht, geht es richtig bergauf. So eine Steigung kannte ich nun wirklich noch nicht.
Doch wir waren inzwischen zum Team geworden, mein Pferd und ich, wirklich wie eins. Die Zügel brauchte ich sehr in Maßen. Schritt für Schritt stiegen wir den steinigen Weg voran. An manchen Stellen waren Büsche sehr dicht am Weg. Ich lernte, vorauszuschauen und zu führen, und mein Pferd folgte absolut problemlos. Es war ein tolles Gefühl, als wir den Abhang, das Meer und die Bäume hinter uns ließen.
Gefühlt schneller als erwartet, in Wahrheit aber nach einigen Stunden standen wir wieder am Ausgangspunkt, d. h. etwa zehn Meter davor an einem Gatter. Und mein Pferd war nicht dazu zu bewegen, diese zehn Meter noch zu gehen.
Was ich nicht wusste: Mein Pferd stand genau am Eingang seiner abendlichen Koppel. Da wär’ ich auch nicht weitergegangen!
Unsere Gruppenleiterin hatte ein Einsehen, erklärte es mir, half mir aus dem Sattel mit den Worten: “You are a horseman, right?.”
Der letzte Ritt meines Lebens – ein Sommermärchen.
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